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Sonntag, 15. Februar 2015

Tarantel und Wetterleuchten

So. 15.02.    Standort:  Chos Malal      S 37.3764    W 070.2748

Gefahrene Kilometer:   77 km.      gesamt: 1.966 km

Höhenmeter gesamt:  17.750 m


Am Freitag gegen sieben Uhr starten wir Richtung Chos Malal. Vor uns liegen mehr als 300 Kilometer. Roland und ich verlieren uns leider sehr schnell aus den Augen, da er mit seinem Faltrad doch um einiges langsamer ist. Doch in Chos Malal sollten wir uns wieder treffen.
Die argentinischen Straßen lassen oftmals zu wünschen übrig. Wie kann es sein, dass die Nationalstraße 40 - diese ist bei mir auf der Karte rot eingezeichnet - auf eine Länge von rund 50 Kilometern 
aus Schotter und Sand besteht ? Jedes überholende Fahrzeug hinterlässt eine Staubfahne, der ich nicht immer entrinnen kann. 
Hinzu kommen heute 1200 Höhenmeter und wie immer.
Temperaturen am oberen Limit.
Drei Autofahrer haben Mitleid, halten und überreichen mir eine Erfrischung oder Stärkung. Zuerst eine kalte Dose Cola, kurz darauf eine 1,5 Liter Flasche Wasser,  tief gekühlt mit Eiswürfeln und zuletzt übergab mir ein Beifahrer 2 Bananen , 5 Orangen und eine Flasche Orangensaft.




 Nein, da brennt nichts. Das ist der aufgewirbelte Staub eines Fahrzeuges 












Hier am argentinischen Rio Grande finde ich nach 162 Kilometern ein nettes Plätzchen fünfzig Meter vom Fluss entfernt.





Dieses Haus steht zwar leer, ist aber dennoch bewohnt. Die Eingangstür ist abgeschlossen. Über Strom verfügt der Bewohner nicht.



Auf der Rückseite des Hauses schlage ich hinter dem Backofen mein Zelt für diese Nacht auf.                                      


GPS-Daten:   S36.5039      W069.6672


Am kommenden Tag sind 1600 Höhenmeter und 84 Kilometer  zu bewältigen, dazu überwiegend Schotterstraßen. Gegen 13:30 Uhr erreich ich den kleinen Ort Barrancas an der Straße 40. 
In der einzigen Wirtschaft des Ortes lerne ich Andrea und Carlos kennen. Sie machen in der Gegend Urlaub, wohnen aber in Bariloche.





Sie laden mich zum Mittagessen ein - Schnitzel, Pommes, Salat, Obstsalat, Bier . Zwei Stunden erzählen wir und ich bekomme dabei Informationen aus erster Hand. Die beiden sind ausgesprochen nett. Andrea spricht Englisch und etwas Deutsch. Evtl. werden wir uns Ende des Monats in Bariloche wieder treffen. Mich würde es freuen.





Nach dem Essen treffe ich im Nachhinein die falsche Entscheidung.
Im Vorfeld der Tour hatte ich geplant,auf der Straße 37 zum  Vulkan Tromen zu fahren.  

Das bedeutet 90 zusätzliche Kilometer Schotter und unzählige Höhenmeter. Der Pass liegt auf 2.400 Meter.
Als ich bemerke, dass dieser Weg mit dem Rad eigentlich nicht 
machbar ist, ist es zum Umkehren fast schon zu spät.  Auf 1800 Metern Höhe stelle ich abends mein Zelt auf lockerem Tuffmaterial 
auf. GPS-Daten: S36.9114    W069.9535 







Gegen 22 Uhr fahre ich aus dem Schlaf hoch. Hinter mir überall 
Blitze - ein Wetterleuchten, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Schnell packe ich zusammen - nur das Zelt bleibt stehen.
Eine Stunde beobachte ich vor dem Zelt die Wetterentwicklung, dann packe ich auch das Zelt zusammen. In einem Gewitter hätte 
das Zelt keine Chance gehabt. Die Zeltheringe haben im Tuff 
keinen Halt. Das Wetterleuchten geht unvermindert weiter.


Was tun ?

Ich schiebe das Rad drei volle Stunden Richtung Süden, immer den Himmel beobachtend. Mein superhelles Fahrradlicht erleuchtet die Geröllpiste. Im Kegel des Scheinwerfers plötzlich eine Begegnung der unangenehmen Art. Eine aufgescheuchte Tarantel versucht das 
nahe Gebüsch zu erreichen.  Gegen zwei Uhr erreiche ich den 
einzigen Bach in diesen Nationalpark. Diesen quere ich noch und 

entschließe mich hier zu nächtigen, weil nun ein steile Anstieg von 450 Höhenmetern folgt. Trotz Tarantel packe ich das Zelt nicht 
mehr aus. Das Wetterleuchten ist noch immer nicht vorbei. Deshalb schlafe ich neben dem Bach auf meiner Bodenmatte im Schlafsack. Den ziehe ich mir aber vorsichtshalber bis über den Kopf. 








Der Vulkan Tromen ist 4.114 Meter hoch






So idyllisch diese Bilder auch sein mögen - ein zweites Mal wollte ich diese extreme Gewalttour nicht mehr machen. Ich hoffe nur, Roland merkt dies rechtzeitig und wählt den rund 50 Kilometer weiteren Weg über die Nationalstraße 40.