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Mittwoch, 28. Oktober 2015

Mit Waldenström durch Südamerika


Erfahren Sie in diesem Blog alles über meine  Radrundreise (19. Januar - 04. April 2015) durch Südamerika.



Zahlen zur Tour Chile & Argentinien

Tourdaten   19.01. - 05.04.2015  ( Rundtour )

Start in Santiago:                     22. Januar 

Ziel Santiago     :                     01. April 

Insgesamt           :                    59 Tagesetappen

Kilometer.           :                   4.739 km ( ca. Nordkap - Madrid )
                                                ( davon gut 600 km Piste ) 

Ruhetage.            :                   11

Längste Tagesetappe :            162 km am 13. 03.

Die meisten
Höhenmeter / Tag.     :            1.600 m.  am 29.01. und am 14.02.


Höhenmeter gesamt.  :             37.500 m. ( USA: 28.600 m )

Link USA - Durchquerung:      www.cycling-against-cancer.blogspot.de

Höchster Strassenpunkt :         4.779 m Paso Agua Negra

Reifenpannen:                          Keine

Gesundheitliche Probleme :     Keine

Gewichtsverlust :                      Zwischenzeitlich fünf Kilogramm 

Tage mit Regen:                        3   mit etwa 10 Regenstunden

Im Regen gefahren:                   Nie

Tagestemperaturen:  oft zu heiß , manchmal 35 Grad im Schatten 

Tiefste Temperatur:  Minus 5 Grad morgens in 4.200 Meter Höhe.

Verloren:                                   Meine Stirnlampe

Gefunden:       Den Blick für das, was wirklich wichtig ist im Leben

Tollste Erlebnis:    Das Gefühl, als ich tatsächlich mit dem Rad oben auf dem Pass in 4.779 Metern angekommen war,

Schrecklichste Erlebnis :  Die Nacht, als das Wetterleuchten kein Ende nahm, ich das Rad bis nach Mitternacht durch die Dunkelheit schob und mir dabei eine Tarantel über den Weg lief.

Anmerkungen


Es war im Nachhinein gewiss ein Fehler, diese Tour im Hochsommer zu starten. Die enorme Hitze in den ersten sechs Wochen hat mir schwer zu schaffen gemacht. Vor allem, wenn man täglich neun Stunden der glühenden Sonne ohne Schatten 
ausgesetzt ist. Hinzu kamen viele, viele Höhenmeter und Schotterpisten, auf denen man eher mit dem Allrad unterwegs sein sollte.

Mehrfach bin ich dabei an meine Grenzen gestoßen. 

Aber deshalb war ich auch hier - ich wollte unbedingt testen, wozu ich  - trotz der Leukämieerkrankung und der Chemotherapie - körperlich in der Lage bin.


Dienstag, 28. April 2015

Einladung zur Landesschau nach Stuttgart




EINLADUNG ZUR LANDESSCHAU NACH STUTTGART
23.April 2015 - Auf dem roten Sofa beim SWR in Stuttgart



LINK zum LIVE - INTERVIEW
Landesschau Baden-Württemberg




Vor der Sendung schnell mal die Couch getestet und für gut befunden.






Paso Agua Negra - kurz vor der Passhöhe auf 4.700 Metern am 31. Januar 2015




SWR-ARTIKEL  ZUR  SENDUNG


Manfred Grimme, leukämiekranker Extremradler

Auf dem Rad durchquerte er bereits die USA und Südamerika. Im Studio spricht Manfred Grimme über die Reisen für einen guten Zweck und über seine eigene Leukämie-Erkrankung.


Mut machen

Im Jahre 2005 teilen Ärzte Manfred Grimme mit, dass er an Morbus Waldenström, einer unheilbaren Form von Leukämie,
 erkrankt ist. Sein Leben von der Krankheit bestimmen zu lassen, das kommt für den damaligen Realschullehrer aber nicht in Frage. Er bleibt noch einige Jahre im Schuldienst, unterzieht sich schließlich einer Chemotherapie. Nach der Behandlung möchte Manfred Grimme unbedingt wieder auf die Beine kommen, so weit wie möglich wieder fit werden. Gerade auf Grund seiner Krankheit,
 so sagt er, möchte er seine physischen Grenzen ausloten und damit auch anderen Betroffenen Mut machen.

Mit dem Rad unterwegs für einen guten Zweck


Bis zur Krebsdiagnose hat Manfred Grimme mit dem Radfahren relativ wenig am Hut. Doch nach dem Besuch eines Patienten - Kongressses packt ihn das Radfieber. Mit intensiven Training in der Rhein-Neckar-Region bereitet er sich auf seine erste große Radtour
 vor. Unter dem Mottto Cycling against Cancer durchquert Manfred Grimme mt dem Rad die USA Link: USA-Durchquerung 2013 . Seine Route führt ihn von Florida nach Kalifornien; er legt dabei 6.230 Kilometer zurück. Vor Kurzem kam der 58 - Jährige von seinem zweiten Abenteuer zurück: In 59 Tages-Etappen legte er 4.739 Kilometer in den chilenischen und argentinischen Anden zurück und überquerte dabei mit dem Paso Agua Negra einen der höchsten Pässe der Welt.

Engagement über das Radfahren hinaus


Neben seinen großen Touren engagiert sich Manfred Grimme zugunsten der STIFTUNG DEUTSCHE LEUKÄMIE- & LYMPHOM-HILFE Link: stiftung-dlh.de  So bietet er beispielsweise im Raum Bruchsal Radtouren gegen eine Spende an. Link: Radtouren für einen guten Zweck
Außerdem besucht er - ebenfalls gegen eine Spende - Schulen und soziale Einrichtungen und berichtet über seine Reisen.
Vom Erlös seines Buches "DIAGNOSE LEUKÄMIE - VON DER INTENSIVSTATION AUF DEN HIGHWAY" geht jeweils ein Euro pro verkauftem Buch an die Stiftung.

Nachtrag: Inzwischen ist zu der Chile - Argentinien - Radtour mein    neues Buch in Arbeit.

Titel:                 Es geht bergauf "
                             
    Mit dem Reiserad durch Chile und Argentinien 

Ein informatives Buch  ( Karten, Farbbildern, GPS-Daten... ) mit vielen Gedanken und Gedichten, die ich während meiner Radrundreise schriftlich festgehalten habe. 

  
 20. + 21. Juni 2015
18. DLH-Patienten-Kongress in Bonn
Die vielen netten Gesprächen an meinem Stand zeigen mir, dass meine Radtouren in aller Welt auf reges Interesse stoßen und durchaus etwas Mut machen und Hoffnung vermitteln. Vielen Dank dafür

-Informationen durch kompetente Ärzte 

-Erfahrungsaustausch zwischen Betroffenen

- Geselliges Miteinander

- Fantastisches Rahmenprogramm 


Ein herzliches Dankeschön an die Organisationsleitung. Besser geht`s nimmer.Wir freuen uns schon auf den kommenenden DLH-Patienten-Kongress am                                   

                      9. + 10 Juli in Leipzig  2016




  

Mittwoch, 1. April 2015

10 Jahre Waldenström

Zehn Jahre ist es nun her, dass man bei mir "Waldenström" diagnostizierte. Während dieser Zeit haben wir - meine Frau und ich - gemeinsam vieles durchgemacht. Ein beschwerlicher Weg zurück ins Leben. 




Wie viele Glücksschweinchen habe ich hier fotografiert ? Auflösung unten.




10 Jahre Waldenström


Keine Frage,
Schwein brauchst du in jeder Lebenslage.



Dieses Glück hab' ich bislang gehabt,
ob im Kampf gegen meine Krankheit 
oder mit dem Bicicleta unterwegs auf den 
Highways dieser Erde.

Auch wenn ich dadurch nicht gesunden werde,
entscheidend ist der unbedingte Wille,
immer wieder aufzustehen, auch wenn's dein 
Schweinehund überhaupt nicht will.



Schließen möchte ich diesen Blog mit den letzten 
beiden Sätzen meines Buches 


"Diagnose Leukämie - Von der Intensivstation auf den Highway"

"Auch wenn ich übermorgen wieder den Flieger 
nach Hause besteige und "Waldi" neben mir Platz 
nehmen wird, bin ich sicher, dass diese 
außergewöhnliche Aktion 

                "Cycling against Cancer"  
und meine lebensbejahende Einstellung vielen anderen erkrankten Menschen neue Hoffnung und neuen Lebenswillen vermitteln wird.


Vielleicht  auch dir."



Erhältlich überall im Buchhandel.  ISBN - Nr. 978-3732298181

Einen Euro pro Buch erhält die Stiftung Deutsche Leukämie- & Lymphom-Hilfe Bonn 


Spenden an die Stiftung können Sie aber gerne auch online.
Klicken Sie dazu diesen Link an www.stiftung-dlh.de 

Wir geben oft Geld für Unnötiges aus. Hier kommen die Spenden dort an, wo sie benötigt werden.

Ich würde mich freuen.

( Spendenquittungen werden ausgestellt. Spenden sind zudem steuerlich absetzbar )



Alle Schweinchen entdeckt ?   Es sind sieben an der Zahl 



Kontaktadresse: Manfred Grimme 
                            manfredgrimme@web.de






Danke

Ich bedanke mich...


... bei meiner Frau Annemarie, die mich - trotz anfänglicher Bedenken - bei meinen Vorbereitungen unterstütze und die während den vielen Wochen rund um die Uhr stets telefonisch erreichbar war.

... bei Professor Dr. Bentz und dem gesamten Team der onkologischen Abteilung, die mir den Weg von der Intensivstation auf den Highway erst ermöglicht haben.
Besonders danke ich Ihnen Herr Bentz für die vielen erfrischenden Gespräche, bei denen "Waldenström" schnell zur Nebensache wird.

...bei meinen Freunden und Bekannten, die mir für eine erfolgreiche Durchführung meines Vorhabens fest die Daumen drückten.

... und nicht zuletzt bei meiner guten Fee, der Frau Kern von der Stiftung Deutsche Leukämie- & Lymphom - Hilfe Bonn.
Frau Kern stand mir - wie schon bei meiner USA-Durchquerung vor zwei Jahren - jeder Zeit mit Rat und Tat zur Seite. Ich weiß das sehr zu schätzen. Vielen Dank.  Gewiss wäre sie gerne die ein oder andere Etappe mit dabeigewesen.


Zahlen zur Tour Chile & Argentinien

Tourdaten   19.01. - 05.04.2015  ( Rundtour )

Start in Santiago:                     22. Januar 

Ziel Santiago     :                     01. April 

Insgesamt           :                    59 Tagesetappen

Kilometer.           :                   4.739 km ( ca. Nordkap - Madrid )
                                                ( davon gut 600 km Piste ) 

Ruhetage.            :                   11

Längste Tagesetappe :            162 km am 13. 03.

Die meisten
Höhenmeter / Tag.     :            1.600 m.  am 29.01. und am 14.02.


Höhenmeter gesamt.  :             37.500 m. ( USA: 28.600 m )

Link USA - Durchquerung:      www.cycling-against-cancer.blogspot.de

Höchster Strassenpunkt :         4.779 m Paso Agua Negra

Reifenpannen:                          Keine

Gesundheitliche Probleme :     Keine

Gewichtsverlust :                      Zwischenzeitlich fünf Kilogramm 

Tage mit Regen:                        3   mit etwa 10 Regenstunden

Im Regen gefahren:                   Nie

Tagestemperaturen:  oft zu heiß , manchmal 35 Grad im Schatten 

Tiefste Temperatur:  Minus 5 Grad morgens in 4.200 Meter Höhe.

Verloren:                                   Meine Stirnlampe

Gefunden:       Den Blick für das, was wirklich wichtig ist im Leben

Tollste Erlebnis:    Das Gefühl, als ich tatsächlich mit dem Rad oben auf dem Pass in 4.779 Metern angekommen war,

Schrecklichste Erlebnis :  Die Nacht, als das Wetterleuchten kein Ende nahm, ich das Rad bis nach Mitternacht durch die Dunkelheit schob und mir dabei eine Tarantel über den Weg lief.

Anmerkungen


Es war im Nachhinein gewiss ein Fehler, diese Tour im Hochsommer zu starten. Die enorme Hitze in den ersten sechs Wochen hat mir schwer zu schaffen gemacht. Vor allem, wenn man täglich neun Stunden der glühenden Sonne ohne Schatten 
ausgesetzt ist. Hinzu kamen viele, viele Höhenmeter und Schotterpisten, auf denen man eher mit dem Allrad unterwegs sein sollte.

Mehrfach bin ich dabei an meine Grenzen gestoßen. 

Aber deshalb war ich auch hier - ich wollte unbedingt testen, wozu ich  - trotz der Leukämieerkrankung und der Chemotherapie - körperlich in der Lage bin.




Der Kreis schließt sich - Santiago erreicht


Mi.  01. April    Standort:  Hostel Rio Amazonas in Santiago 


Am Nachmittag erreiche ich die südlichen Vororte von Santiago.
Weil dort die Unterkünfte zu teuer sind, fahre ich die letzten 20 Kilometer durch das Verkehrsgewühl in die Innenstadt.
Damit schließt sich der Kreis, nachdem ich Santiago am 22. Januar nach Norden verlassen hatte. 

Während dieser Zeit habe ich viele neue Eindrücke in einer für mich fremden Welt sammeln können. Ich habe Menschen kennen gelernt, die mir unglaublich viel Sympathie entgegengebracht haben. Alleine das war die Reise wert. 

Überrascht bin ich, dass der Ablauf der Tour so problemlos 
verlaufen ist. Keine Panne am Rad, keine Erkältung, nicht einmal 
Kopfschmerzen oder Magenprobleme, wie es während der USA - 
Durchquerung 2013 der Fall war.
Link zur USA-Durchquerung: 
 www.cycling-against-cancer.blogspot.de

Nachdem ich heute nochmals 87 Kilometer zurückgelegt habe, komme ich laut Navigationssystem auf insgesamt 4.739 Kilometer.
Unterwegs war ich mit dem CAMINO R14 Reiserad von STEVENS. Eine gute Wahl. Ich bedanke mich an dieser Stelle nochmals bei meinem Fachhändler Herrn SIEGERT aus Weiher bei Bruchsal für dessen fachkundige Beratung 
Hier dessen Webseite: www.rad-siegert.de


Impressionen Santiago



Freitag, 03.04. Sightseeing Santiago

Irgendwie werde ich mit dieser Stadt nicht warm.  Mag sein, dass es hier einige lohnenswerte Museen gibt, interessante Gebäude jedoch sind rar. Die Gründe hierfür sind die häufigen Erdbeben sowie die Kolonialzeit. 

Trotzdem war ich heute den ganzen Tag unterwegs. Was mir gefallen hat, sind die netten Parks und in Nebenstraßen zahlreiche Cafés und Restaurants.


 Während einer Rotphase an der Ampel jongliert der junge Mann, dass es eine Augenweide ist. Die Autofahrer geben gerne ein paar Pesos.


Im Gegensatz zu dem Herrn auf der Wandmalerei hatte ich durchweg Glück mit dem Wetter. Fast schon zu viel des Guten.





Blick vom Cerro San Christobal auf das Stadtzentrum. Von unten rechts ausgehend verläuft diagonal die Vicuna Mackenna, in der in im Hostel Rio Amazonas wohne. Vom Hostel zu Fuß bis hier rauf sind es etwa 45 Minuten .


Die Christus-Statue auf dem Gipfel des Cerros.


Gerne zünden hier oben die Menschen eine Kerze an.


Blick auf den Cerro San Lucia, den ich nachmittags besuche. Die Kuppel im Hintergrund ist die Movie-Star Arena, in der 15.000 Menschen Platz finden.
Da Santiago in einem Kessel liegt, rangiert die Stadt unter den Metropolen dieser Welt bei denen mit der schlechtesten Luft .
So sind auch heute die schneebedeckten Fünftausender nahe der Stadt leider nun schemenhaft erkennbar.


Die Kathedrale am Plaza de Armas


Ich denke, dass auch hier heute Feiertag ist. Etliche Geschäfte haben nicht geöffnet und der Verkehr hält sich stark in Grenzen

Fassadenansicht


Kunst am Bau - Klimaanlage zur Straße hin










Wer das Geld für ein Hostel nicht hat, der schlägt schon mal sein Zelt mitten in der Stadt auf dem Gehweg auf, schläft unter der Kartonage oder....



auf nacktem Boden unter der Bank.


Abends komme ich müde zurück, trinke im netten Innenhof des Hotels ein Glas Rotwein und komme dabei zu dem Ergebnis, dass das Radfahren doch weniger anstrengend ist als Sightseeing zu Fuß in einer abgasbelasteten großen Stadt.
Hinter dem Fenster hinten rechts der Tür verbirgt sich mein geräumiges Zimmer. Das Rio Amazonas war ein Klasse Tipp von Mitgliedern des Radforum. Danke !



Wenn meine Frau das wüsste,....

01.April

dass ich am gestrigen Abend in einem Stundenhotel abgestiegen 
bin.

Als ich Melipilla erreicht hatte, zeigte mir das Navi auf der Suche nach einer Übernachtung das Hotel Monsa an. Eine Dame öffnete und da der Preis akzeptabel war - nur zehn Euro höher als der Campingplatz letzte Nacht - checkte ich ein. Als sie mir irgendetwas von "doce hora"erzählte, dachte ich, ich müsse erst morgen gegen zwölf das Hotel wieder verlassen.

Stutzig wurde ich erst, als ich das Establishment betrat und das Licht anmachte.






Von wegen Aprilscherz liebe Schwägerin 



Schauen wir uns doch mal die Preisliste genauer an

Rötliche Schummerbeleuchtung, rote Vorhänge, und an der Außenwand eine Durchreiche für Essen und Getränke. Beim Schließen der Tür sah ich dann auch die Preisliste.








Was ist, meine Herren ? 
Hier muss man einfach einchecken ! 
Einmal Gummi für einen Euro und ne' Flasche Champagner 
für lächerliche sieben Euro - da muss man doch zuschlagen !


So weit so gut. Etwas später kam ein älterer Herr - der Besitzer 
dieser Nobelherberge - zu mir und fragte mich im gebrochenen Englisch, ob ich mir dessen bewusst sei, dass ich nach zwölf 
Stunden die Räumlichkeiten wieder verlassen müsse. Das sei genau um vier Uhr in der Frühe. 
Jede Verlängerungsstunde  koste 4 Euro.
Ich überlegte kurz und sagte ihm, dass ich um vier Uhr weg sei. 
Ungläubig zog er wieder von dannen.

Pünktlich um vier bat ich ihn über die Sprechanlage, das schwere Schiebetor zu öffnen, damit ich mit dem Rad hinaus auf die Straße kann.
Als er mich am Ausgang sah, meinte er, es sei um diese Zeit in der Stadt zu gefährlich. Ich könne ohne Aufpreis bis sieben im Zimmer bleiben. 

Zwischenzeitlich schaute er sich meinen Blog an, bot mir einen Kaffee an und zeigte mir schließlich Bilder seiner Familie. 
Wir unterhielten uns ganz nett und um sieben Uhr entließ er mich hinaus in die Dunkelheit.



Eigentlich war ich bisher der Ansicht gewesen,  nur "Motels" fallen in Südamerika in diese Kategorie Absteige.

Alles in allem eine ganz amüsante Erfahrung zum Abschluss 
meiner Tour. 

Wo habe ich nicht überall übernachtet ?

Ohne Zelt in einer Höhe von 4.200 Metern, auf der Kuhweide, im öffentlichen Park, im trockenen Bachbett und jetzt auch noch im Rotlichtviertel. So etwas erlebt man nicht während einem Pauschalurlaub, sondern nur dann, wenn man morgens aufsteht und nicht weiß, wo man am nächsten Abend übernachten wird. 

Das ist das, was eine solche Radtour durch fremde Länder so spannend macht. Du bist ganz dicht dran an den Menschen.


Dienstag, 31. März 2015

Schöner Platz am Lago Rapel

Di. 31.03.  Standort: Melipilla   S33.6916.   W071.2202

Kilometer gesamt:   4.652 km.   Heute:  80 km

Höhenmeter gesamt: 37.000 m.      Heute: 500 m


Spenden an die Stiftung Deutsche Leukämie- & Lymphom -Hilfe  sind online unter www.stiftung-dlh.de möglich. 
Stichwort: SÜDAMERIKA 
Spendenquittungen werden ausgestellt.


Der Umweg über den Lago Rapel hat sich gelohnt, obwohl die Fahrt auf der Straße 66 stressig war. Hier herrscht reger Betrieb - besonders viele LKW's benutzen diese Verbindung zwischen der Panamericana und den Küstenstädten.


Da freut man sich doch über einige Kilometer Fahrradweg. Zuletzt hatte ich so etwas bei Zapala in Argentinien.


 


 Nach exakt 86 Kilometern erreiche ich diesen schönen Zeltplatz aus einer Halbinsel am Lago Rapel. Mittags um zwei steht das Zelt direkt am Wasser . GPS: S34.1843. W071.4623 

Eigentlich wollte ich ja gar nicht mehr zelten ... Aber so etwas darf man sich nicht entgehen lassen. Ob ich erneut der einzige auf dem C-Platz bin ?   Ja und nein. 

Andere Camper sind nicht hier. Dafür zähle ich fünf Pferde, einige 
Truthähne und mindestens sieben Hunde, die sich hier auf dem 
terrassierten Platz frei bewegen. Nachdem ich beim Abendessen einmal mein superlautes Alarmgerät an den Hunden testete, traute sich anschließend keiner mehr an mein Zelt heran.




Nach dem heißen Sommer fehlt viel Wasser im See. Der Steg ist komplett im Trockenen.  Oh - heut morgen (Di.) standen dafür zwei Kühe vor meinem Zelt. 

Während der Fahrt nach Melipilla weist mich ein Schild darauf hin, dass ich in die Region Metropolitana de Santiago hineinradle.
Auch ohne den Hinweis, bemerke ich, dass diese Metropole nicht 
mehr fern ist.



Überall am Straßenrand viel, viel Müll 


 


Kommt irgendwann tatsächlich mal eine Parkbucht, dann sieht es aus wie hier.  Während es in den USA entlang der Highways die Initiative "Adopt a Highway" gibt, habe ich hier noch nie gesehen, dass Müll am Straßenrand eingesammelt wird.
Verzeihung - aber der gesamte Großraum Santiago ist eine einzige Müllkippe.  Das ist nicht übertrieben.

 


Sicher gut gemeint: Sammelstellen für Müll. Wilde Hunde auf der Suche nach Fressen und sogar das Federvieh freuen sich darüber.
In den Plazas der Orte gibt es ausreichend Müllbehälter, die aber alle einen Fehler aufweisen. Um sie leichter entleeren zu können, lassen die sich in der Vertikalen um 180 Grad schwenken. Das haben auch die Vierbeiner schnell kapiert. Kaum hatte ich die 
Plastiktüte mit den Hähnchenknochen in einen dieser Behälter 
geworfen, rannte ein mittelgroßer Hund dort hin und drehte den 
Behälter in null Komma nichts um die eigene Achse. Mahlzeit -  leichter kommt man nicht an sein Mittagessen.

 


Alleine heute auf dem Weg nach Melipilla liegen drei tote Hunde am Straßenrand. Niemand käme auf die Idee, diese Kadaver zu 
entsorgen.




Entlang der Straße 66 riesige Plantagen mit Olivenbäume
und sporadisch auch Weinanbau




Die Vegetation hat sich binnen 100 km fast schlagartig verändert.
Es fehlen nun die Pinien - und Eukalyptuswälder. Dafür einzelne niedrige Bäume und viel dorniges Gestrüpp.
So fahre ich am heutigen Nachmittag bei 30 Grad im Schatten , den es kaum gibt, nach Melipilla. Von hier aus werde ich morgen möglichst nahe an die südlichen Vororte von Santiago heranfahren, so dass ich mich am Donnerstag nicht mehr den ganzen Tag durch 
das dichte Verkehrsgewühl der Stadt kämpfen muss.









Sonntag, 29. März 2015

Wellness für die Beine

So. 29.03.  Standort: San Fernando     S34.5899     W070.9834

Kilometer gesamt:  4.486 km.       Heute: 60 km

Höhenmeter: 36.400 m.                  Heute:  100 m


Spenden an die Stiftung Deutsche Leukämie- & Lymphom -Hilfe  sind online unter www.stiftung-dlh.de möglich. 
Stichwort: SÜDAMERIKA 
Spendenquittungen werden ausgestellt.

Heute morgen nehme ich die erste Autobahnauffahrt der Ruta 5 in Richtung Santiago.  Wie erwartet ist der Verkehr sonntags eher dürftig. Wegen des angenehmen Südwindes schwebe ich förmlich über dem Asphalt. Etwa 120 - 150 Pedalumdrehungen im höchsten Gang  entsprechen einen Kilometer. Ich wusste im Vorfeld, dass der Wind in Chile überwiegend aus Südwest kommen wird - auch deshalb fuhr ich die Tour im Uhrzeigersinn. Insgesamt gab es nur wenige 
Phasen mit starken  Gegenwind. Kein Vergleich zur USA - Durchquerung vor zwei Jahren, als mich der Westwind schier verzweifeln ließ.
Heute war das Wellness für meine Beine.




Die Andengipfel im Hintergrund sind nur schemenhaft zu sehen. 
Hier sind die höchsten Erhebungen zwischen 4.000 und 5.000 Meter hoch. Überhaupt hatten wir auf der gesamten Tour selten klare Sicht. Das mag daran liegen, dass die meisten Straßen ungeteert sind. Fahren die Fahrzeuge über Sand- und Schotterpisten wirbeln sie Unmengen an Staub auf, der sich lange in den unteren 
Luftschichten hält.





Die Mautstelle im Hintergrund ist für mich ohne Bedeutung. Auch dieses nette Schild mit dem roten Schrägbalken. Selbst vorbeifahrende Polizisten grüßen mich freundlich.


Unterwegs machen ich einen längeren Stopp bei Korbmachern.










Leider,leider hat mein Rad keinen XXL - Kofferraum 

Jetzt, wo ich dem Großraum Santiago immer näher komme und zu erwarten ist, dass die Kriminalität zunimmt, möchte ich mal ein Wort darüber verlieren, wie ich mein Rad während der Tour gesichert habe. 

Die 85 cm lange und 8 mm starke Kette aus gehärtetem Stahl wiegt mehr als ein Kilogramm. Das Vorhängeschloss von Abus hat ebenfalls einen sehr hohen Sicherheits-Level. Allerdings schlägt dieses Teil nochmals mit 450 Gramm zu Buche.
Zusätzlich habe ich für die Nacht eine weitere Wegfahrsperre. Diese reißt mich  mit einem Höllenlärm aus dem Schlaf, sobald ein Unbefugter das Rad bewegt.

Noch etwas zu meinem Antrieb. Das Planetengetriebe ( 14 Gänge) meiner Rohloff ist genial. Wie oft bin ich im hohen Gang plötzlich im Sand steckengeblieben. Mit der Rohloff schalte ich einfach im Stand herunter auf den ersten. Das ist klasse ! Nach jeweils 5.000 Kilometern ist jedoch ein Ölwechsel fällig. 
Nie mehr ohne !!

Und zuletzt noch ein Lob für meine Marathon - Plus Tour Bereifung von Schwalbe. Denen sieht man nicht an, dass sie schon 4.500 Kilometer hinter sich haben ( davon 600 Kilometer Schotter )
Auch wenn auf den letzten Kilometern doch noch der Pannenteufel zuschlagen sollte, haben diese Reifen voll und ganz überzeugt.

Hier in San Fernando habe ich wiederum ein schönes, preiswertes Hostel mit Frühstück. Weil ich mich körperlich ausgesprochen wohl fühle, werde ich morgen nicht weiter auf der langweiligen Autobahn unterwegs sein, sondern will nochmals eine Schleife in nordwestliche Richtung zu Lago Rapel unternehmen. 

Was ist schon ein Umweg von 150 Kilometern, wenn man in zehn Wochen 4.500 km gefahren ist. Meine Kondition ist derzeit so hervorragend, dass ich Tagesetappen unter 120 km völlig problemlos absolviere.