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Sonntag, 25. Januar 2015

Nescafé auf der Panamericana


24.01.       3. Tag 
Standort:  S 31.2645    W 071.5893     Irgendwo an der Ruta 5
gefahrene Kilometer 158      Gesamt:   375
Höhenmeter gesamt:    2580

( Anmerkung:  Ich erinnere mich, dass ich den USA-Blog von zwei Jahren im Präsens geschrieben habe. Das möchte ich nun auch wieder tun )

Nach der gestrigen Hitzeschlacht, die mir alles abverlangte, habe ich mein I Phone angewiesen, mich künftig jeden Morgen um exakt 5:40 Uhr zu wecken. In kühleren Morgenstunden fährt es sich besser und der Wind spielt meist noch keine Rolle.

So wache ich heute wie gewünscht um diese Zeit auf und trage meine beiden großen Satteltaschen hinaus in den Hof zum Rad. 
Entsetzt schrecke ich zusammen. Das Rad ist nicht da, obwohl ich es mit meiner schweren Stahlkette und dem Vorhängeschloss gesichert hatte. Ich suche den ganzen großen Hinterhof ab.  Vier Fahrzeuge stehen da rum - aber kein Rad.  Im Hauptgebäude, wo die Besitzer schlafen ist noch alles dunkel. Konsterniert gehe ich rein und klopfe. Wenig später löst sich das ganze in Wohlgefallen auf. Der Eigentümer hatte das Rad noch am späten Abend in sein 
Wohnzimmer getragen, weil im Hof die hohe Schiebetür aus Holz nicht abschließbar sei. 
Diese Situation erinnert mich sofort an das Erlebnis in Flagstaff 
/USA vor zwei Jahren.

Stunden später die nächste Überraschung. Auf dem Weg Richtung La Serena fahre ich mit dem Rad auf der autobahnmäßig ausgebauten Panamericana.  Plötzlich hält vor mir auf dem Standstreifen ein PKW. Verkehrspolizei in zivil ? War ich wieder mal zu schnell unterwegs gewesen?
Es steigt ein Ehepartner aus, die Frau eine  Kaffeekanne  in der Hand .  Wir kommen ins Gespräch und wir trinken Nescafé auf der 
Autobahn .





Wäre ich in Deutschland mit dem Rad auf der A5 unterwegs gewesen, wären die Konsequenzen wohl andere. Nachdem mich die Dame noch mit einem süßen Stückchen gefüttert hatte, fahre ich dankbar und mit einem guten Gefühl weiter. 
Würden wir zu Hause in Deutschland einem Fremden, der mit 
einem Reiserad unterwegs ist, einfach so mal einladen ?

Gegen Mittag lichtet sich der Küstennebel und schnell steigt die Lufttemperatur auf knappe 30 Grad.
Aber ein angenehmer Rückenwind bringt mich dazu, heute etwas weiter zu fahren als eigentlich geplant.











Nach gut 100 Kilometern verlasse ich die Pazifikküste und komme in halbwüstenähnliche Landstriche. 
Das Navigationssystem. zeigt schon 150 km an, als ich mich auf 
die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit mache.
Das ist nicht ganz einfach, da sich Chile ja komplett eingezäunt hat.






Zuerst wollte ich in dieser Parada an einer menschenleeren Bushaltestelle nächtigen, doch dann fand ich einen guten Zeltplatz rund 30 Meter oberhalb der Autobahn.




Ein lauschiges Plätzchen mit einer bösen Überraschung. Es war exakt 20:47 Uhr, als sich die Straßenbeleuchtung über der Autobahneinfahrt einschaltete. Gleichzeitig ertönte 10 Meter neben mir in einem weißen Häuschen ein Stromgenerator, der permanent die ganze Nacht durch einen Höllenlärm verursachte. So gut meine neue Bodenmatte auch sein mag - aber viel Schlaf bekam ich in dieser Nacht nicht.